Gewandelt und gewandert durch die Zeiten
„In der Johannisstraße steht ein altes Kreuz, an dessen Geschichte kaum jemand Anteil nimmt …“ Mit diesen Worten begann Kaplan Fischer seinerzeit den beschreibenden Text für das sogenannte „Mennemann’sche Kreuz“ an der Straßenkreuzung gegen über dem alten Feuerwehrhaus in Glandorf. Diese Beschreibung aus dem Heft 2 „Kreuze, Klausen und Grotten in Glandorf u. Schwege“ liefert wichtige Hinweise über die wechselhafte Geschichte dieses Kreuzes, seines Standortes sowie den Begräbnisriten vergangener Tage. Der Standort dieses Kreuzes ist als Einholstelle für die Averfehrdener Verstorbenen in Erinnerung geblieben. In den Zeiten vor 1956 war es in den umliegenden Bauerschaften üblich, sobald ein Familienmitglied verschied, die sterbliche Hülle bis zur Beerdigung im eigenen Hause aufzubahren. Am Tag der Beisetzung brach der Beerdigungszug vom Gehöft in Richtung Kirche auf. Die Pfade, die dann begangen wurden, nannte man Leichwege und führten direkt zu den Einholstellen an den Ortseingängen. Diese Wege waren in der Vormoderne stets ein Problem. Ihre Instandhaltung oblag in der Regel denjenigen, an deren Grund sie vorbeiführten. Doch waren sie in der Praxis durchweg in schlechtem Zustand. Kaum befestigt, mussten sie immer wieder neu eingetreten und eingefahren werden. Häufig sammelte sich Regenwasser in ihnen und so weichten sie völlig auf. Insbesondere in Herbst- und Winterzeiten, so beklagten sich die meisten Pfarrer im 18. Jahrhundert, waren sie häufig nicht passierbar. Auch war der Verlauf der Wege nicht überall unstrittig bzw. waren private Leich- und Kirchwege durch die landwirtschaftliche Nutzung eines anderen verschwunden. Um jene Streckenführungen entbrannten daher häufig Konflikte, zum Beispiel wenn der Weg über einen frisch eingesähten Acker führte. Am Ortsrand angekommen wurde der Trauerzug vom Pfarrer und den Messdienern in Empfang genommen.