Zum zweiten Mal beteiligte sich „ Kultour-Gut! Glandorf“ am Treffen beim 3-Dörfer-Eck und steuerte seine Beitrag zu diesem Nachbarschaftsfest bei. Doch entstanden ist das Treffen auf Initiative der Heimatvereine Füchtorf und Milte schon vor über drei Jahren. Der Festplatz ist eine geschichtsträchtige Stätte und ist idyllisch gelegen am Nordufer der Bever, die an dieser Stelle auch die Landesgrenze zwischen Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen darstellt. Hier grenzen die Dörfer Füchtorf, Milte und Glandorf aneinander. Bis zur Auflösung des Königreichs Preußen und des Königreichs Hannover befand sich an dieser Stelle eine scharf bewachte Grenze mit Grenzsteinen. Einer dieser Steine, der im Zuge der Flurbereinigung in diesem Bereich im Wege
stand, wurde seinerzeit von dem Füchtorfer Landwirt Hüchtker sichergestellt. Mit tatkräftiger Hilfe von Vertretern der drei Dörfer wurde der Stein an dieser denkwürdigen Stelle aufgestellt und der Platz mit einer Sitzbank für Radwanderer sowie Fahnen der beiden Bundesländer ergänzt. Daraufhin wurde beschlossen, dass künftig immer am 21. Juni zur Sonnenwende ein Treffen der Ortsteile an dieser Stelle stattfinden soll. Mit gebratener Wurst, Getränken und Musikbeiträgen gestalten die Heimatvereine Füchtorf und Milte diese Feier.
Soltlaup ürwer de Bierwer (Salzlauf über die Bever)
Der Kultour-Gut! Vorstand überlegte welche Aktion von Glandorfer Seite beigesteuert werden könnte. Dabei wurde der „Soltlaup ürwer de Bierwer“ aus der Taufe gehoben. Das Geschicklichkeitsspiel stellt den Salzschmuggel über die Bever nach. Jeweils zwei Kandidaten werden von jeder Seite der Landesgrenze gestellt oder anders formuliert: Je zwei Schmuggler aus dem „Königreich Preußen“ (Nordrhein-Westfalen) und zwei Schmuggler aus dem Königreich Hannover (Niedersachsen). Die Bever ist an diesem Punkt am Ufer unterhalb der Böschung 9 Meter breit. Eine dicke schwankende Bohle dient als einziges Mittel zur Überquerung des Fließgewässers. Dieser Steg ist ein freitragender Doppelbalken mit einer Länge von 13 Metern und einer Breite von 24cm. Die Salzschmuggler müssen versuchen, so schnell wie möglich die Bever zu überqueren ohne das kostbare Salz in den Fluten zu verlieren. Es werden insgesamt pro Person zwei Läufe angesetzt. Die Zeiten werden gestoppt und dann summiert. Die Mannschaft mit der schnellsten Gesamtzeit hat gewonnen. Als Gewinn lockt das „Weiße Gold“ (handgeschöpft und gesiedet in Bad Rothenfelde) und der Titel „Könige der Salzschmuggler des Jahres“
Der Salzschmuggel – historische Hintergründe
Im Jahr 1727 wurde in Preußen die sogenannte Akzise eingeführt – eine Art Verbrauchssteuer an den preußischen Staat (u. a. auch auf Salz). Nachdem 1728 die Rothenfelder Solequellen entdeckt worden waren, aus denen aufgrund des hohen Solegehaltes mit wenig Energieaufwand qualitativ hochwertiges Salz gewonnen werden konnte, entwickelte sich auch eine rege Schmugglertätigkeit ins benachbarte Preußen. Dort war das „Weiße Gold“ fast dreimal so teuer. Der Staat legte den Salzpreis fest. Dieser betrug 1843 für ein Pfund in Preußen 15 Pfennig, in Hannover hingegen nur 5 bis 8 Pfennig. Das Salz war für das Würzen der Speisen und besonders aber zum Konservieren vieler Nahrungsmittel unentbehrlich und konnte nicht selbst hergestellt werden. Es war darum eines der am häufigsten geschmuggelten Güter. Der Salzschmuggel, vor allem zwischen 1815 und 1866, zeigt wie sich die preußische Salzpolitik für den einfachen Verbraucher auswirkte. Der Grenzabschnitt zwischen Glandorf und Füchtorf ist ein Ort, an dem noch vor einigen Generationen der Schmuggel lebhaft blühte. Die Schmuggler kamen aus den armen Bevölkerungsschichten und viele konnten der Versuchung nicht widerstehen, das billige und ausgezeichnete Rothenfelder Salz nach Preußen einzuschmuggeln. Dieses Vorgehen galt als „Einschwärzung“ und wurde als Steuerhinterziehung geahndet. Im Schichtdienst schritten die mit Schießbefehl ausgestatteten Kontrolleure die Grenze ab. So kam es durchaus zu gewalttätigen Auseinandersetzungen zwischen Schleichhändlern und Zollbeamten, welche bisweilen auch Todesopfer forderten.
Die drei Dörfer Füchtorf, Milte und Glandorf wollen auch in Zukunft mit dieser Feier der gemeinsamen Geschichte gedenken und die Nachbarschaft untereinander pflegen.
Deshalb kann der 21.06.2013 schon mal vorgemerkt werden!
Für Kultour-Gut! Glandorf
Frank Niermann