Nur wenige Wochen nach der Eröffnung der Ausstellung über Prof. Dr. Franz Jostes in seinem Geburtshaus, hielt Frau Dr. Lena Krull vom Historischen Seminar der Universität Münster einen Vortrag zur Entstehung des von Jostes verfassten „Trachtenbuches“ und dessen visueller und textlicher Gestaltungshistorie.
Die Ergebnisse der langjährigen Forschung zeigten ein sehr viel differenzierteres Bild als bislang bekannt. Robert Geerds, der die Trachten anhand von Vorlagen malte und Franz Jostes, der die Texte schrieb, hatten zum Teil sehr unterschiedliche Auffassungen über die Ausstrahlung der bildlichen Darstellungen von Trachten und der Physiognomie ihrer Träger.
Schon damals war man sich der Wirkmächtigkeit von Bildern bewußt. Jostes wollte möglichst realitätsnahe, authentische Darstellungen der Menschen mit ihrer Kleidung in ihrem sozialen Umfeld. Geerds setzte mehr auf die visuelle Wirkung.
Neben den farbenfrohen Bildern liegt aber im Ergebnis der eigentliche Wert des Trachtenbuches in der umfassenden Darstellung des westfälisch ländlichen Lebens um die Wende vom 19. zum 20 Jahrhundert. Auch wenn die Quellen nicht wissenschaftlich dokumentiert sind bleibt es das Verdienst Jostes, die Realität des ländlichen Lebens einer ganzen Epoche umfassend für die Nachwelt bewahrt zu haben.