Naturkatastrophen, Missernten und Epidemien konnte man im 16. Jahrhundert nicht naturwissenschaftlich erklären, also mußten als Ersatz Schuldige gesucht werden. Man fand sie in den Hexen, die denunziert und dann „gebadet“ oder so lange gefoltert wurden, bis sie ihre Missetaten zugaben. Tauchten sie, an Händen und Füßen gefesselt, nach dem „Bad“ in einem nahen Fluss oder Teich wieder auf, galten sie als Hexen, wurden gefoltert und verbrannt. Wenn sie aber ertranken, war der Beweis ihrer Unschuld mit dem bedauerlichen Tod erbracht. Die Politik brauchte einfache Lösungen, um dem Volk Handlungsfähigkeit zu beweisen. Diese Botschaft konnte Rainer Rottmann, Rechtsanwalt und Heimatforscher aus Hagen beeindruckend vermitteln. In seinem Vortrag über Hexenverbrennungen berichtete er auch vom traurigen Ruhm, den sich im Zusammenhang mit einer Pest- und Blatternepidemie der frühere Osnabrücker Bürgermeister Rudolf Hammacher in den Jahren 1565 -1587 erwarb. Er war ein glühender Anhänger der lutherischen Lehre und verfolgte Hexen unerbittlich. Im Jahre 1583 ließ er in nur 3 Monaten 121 Hexen verbrennen. Viele seiner Zeitgenossen sahen darin eine besondere Tatkraft und Frömmigkeit, so daß weitere Opfer folgten. Schon ca. 200 Jahren zuvor (1394) hatte die Hexenverfolgung nach einem Altstadt-Feuer Hochkonjunktur, dieser „Reinigung“ fielen damals 103 Hexen zum Opfer.
So war es kein Wunder, dass die Verfolgungen auch im Osnabrücker Umland ihren Lauf nahmen. Weil sie mit ihrem „Schadenzauber“ Nachbarn, Verwandte und deren Vieh schädigten und mit dem Teufel im Pakt standen, war die Hexenverfolgung gelegentlich auch willkommener Anlass, sich unliebsamer Nachbarn zu entledigen. Die Schicksale konnte Rainer Rottmann bis in einzelne Glandorfer Familien zurückverfolgen, die er in akribischer Arbeit aus den Akten des Staatsarchivs gesammelt und ausgewertet hatte. Die furchtbaren Qualen und Torturen der Verfolgung, Folterung und Verbrennung erschließen sich uns kaum noch. Die Unwissenheit der Menschen ausnutzend, haben sich damals in der politischen und kirchlichen Hierarchie viele Skrupellose unendliche Schuld aufgeladen. Rehabilitiert aber wurden die scheinbaren Hexen bis heute nicht.
Mit seiner packenden Schilderung der damaligen Zustände hat Rainer Rottmann wieder einmal für einen tiefen Einblick in grausame Lebensbedingungen früher Zeiten und deren Erklärung gesorgt.